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400 Jahre altes Kantional Dank Förderung gerettet

    Eine Kostbarkeit ist in das historische Archiv der Stadt Torgau zurückgekehrt

     Im Jahr 1608 wurde für die Torgauer Pfarrkirche ein handschriftliches liturgisches Kantional (Gesangbuch) angelegt. Sein Vorgänger war wohl nicht mehr verwendbar, sei es wegen starker Abnutzung oder Beschädigung, sei es aufgrund geänderter liturgischer Erfordernisse. Es enthält nicht wie heutzutage Gemeindelieder, sondern die Epistel- und Evangelientexte des gesamten Kirchenjahres für die evangelischen Hauptgottesdienste an den Sonn- und Feiertagen, die damals anders als heute von dem jeweiligen Liturgen nicht gesprochen, sondern gesungen wurden.

    Wann und wie der Prachtband aus dem Bestand der Kirche ins Archiv gelangte, ist unbekannt. Lange Jahre fristete er jedoch ein Schattendasein. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, lag er in einem grauen Archivkarton inmitten all der anderen kleinen und großen Kostbarkeiten des Torgauer Stadtarchivs.

    Größere Aufmerksamkeit wurde dem Werk zuteil, als die Dresdener Musikhistorikerin Christa Maria Richter im Rahmen ihrer 2013 publizierten Quellenstudien zum Leben und Werk des „Urkantors“ Johann Walter (1496-1570) sowie – in noch umfangreicherem Maße – in ihrer 2020 erschienenen Walter-Biographie anhand quellenkundlicher Betrachtungen konkrete historische Verbindungen zwischen Walter und dem Kantional feststellte.

    Allerdings machten umfassende Schäden an Einband, Noten- sowie Schriftbild und den Buchmalereien eine Bereitstellung des Bandes für die weitere Forschung unmöglich.

    2022 stellte Isabel Peuker (Stadtarchiv Torgau) deshalb bei der Koordinierungsstelle für die Erhaltung schriftlichen Kulturgutes (KEK) in Berlin einen Förderantrag. Ziel war, ein Modellprojekt anzustoßen, um die aufwändige Kupferfraßbehandlung der Handschrift nach neuesten Forschungen durchzuführen und so das unikale Werk zu retten.

    Mit den Restauratorinnen der Paperminz Bestandserhaltung GmbH aus Leipzig wurden fachlich versierte Partnerinnen gefunden, um diese diffizile Restaurierung erfolgreich auszuführen.

    Zunächst wurde der Band gründlich und schonend gereinigt. In einem zweiten Schritt lösten die Expertinnen die teilweise hartnäckigen und mehrfachen Verklebungen aus Papier und Gelatineleim, die den Band schwer benutzbar machten und die herrlichen Buchmalereien verdeckten.

    Danach wurde der Kupferfraß mittels Bathocuproin-Nachweis beprobt. Die Vermutung, dass die grüne Tinte zu den Ausbrüchen und Fehlstellen im Papier geführt hatte, bestätigte sich. Beim Phänomen des Kupferfraßes gehen unter Feuchtigkeitseinwirkung die Kupfersalze des Farbmittels in Lösung und setzen sehr reaktive Kupferionen frei, die als Katalysatoren die sonst sehr langsam ablaufende Autoxidation der Cellulose enorm beschleunigen.

    Nach einer eingehenden fachlichen Recherche entschieden sich die Restauratorinnen für die Komplexierung der freien Kupferionen durch Benzotriazol, um den Kupferfraß nachhaltig zu inaktivieren. Abschließend erfolgten Papier- und Einbandrestaurierung.

    Anlässlich seiner Rückgabe wird das Kantional im Rahmen einer Kooperation von Stadtarchiv und Museum in Kürze präsentiert. Zu sehen sein wird es in den Räumen des Stadtgeschichtlichen Museums Torgau als Teil der kommenden Sonderausstellung „1050 Jahre Torgau“ vom 14. Juli bis 31. Oktober dieses Jahres.

    Fotos: Jana Moczarski
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